Gegenüber den im vergangenen Jahr für 2022/2023 bekannten Daten hat sich die Zahl der Kinder insbesondere vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine um 157 Kinder (= %) erhöht. Daneben spielen Wanderungsgewinne durch Zuzüge von Familien eine Rolle, während Gewinne durch die Schaffung neuen Wohnraums aufgrund nachlassender Bautätigkeit rückläufig sind.
Unter den in 2022 in Laatzen aufgenommenen rund 900 Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine sind etwa ein Viertel Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, darunter ca. 60 Mädchen und Jungen im Kindergartenalter. Da die weitere Entwicklung nicht absehbar ist, sind verlässliche Prognosen kaum möglich.
*Anmerkung: da es sich um eine trägerübergreifende Zahl
handelt, können Mehrfacherfassungen nicht ausgeschlossen werden.
Unter den betreuten Kindern befinden sich auch in diesem Jahr 49 schulpflichtige Kinder, deren Eltern von der sog. flexiblen Einschulung Gebrauch gemacht und sich gegen eine Einschulung entschieden haben (51,6% von insgesamt 95 „Flexikindern“).
Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) geht in einer in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund in 2021 veröffentlichten Vorausberechnung zum Platz- und Personalbedarf für den Bereich der Kindertagesbetreuung bis zum Jahr 2030 davon aus, dass in den westdeutschen Bundesländern weiterhin z.T. erhebliche Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Bedarfe zu decken. Für die zweite Hälfte der Dekade geht man derzeit von einem leichten Rückgang des Platzbedarfs aus, wobei äußere und nicht steuerbare Einflüsse wie z.B. der Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen Flüchtlingsbewegungen dabei nicht berücksichtigt wurden.
Diese Entwicklung zeichnet sich auch für Laatzen ab. Da derzeit mittelfristig nach Abschluss des großen Baugebietes Am Erdbeerhof II keine größeren Neubaugebiete absehbar sind, deutet sich mittelfristig in einigen Stadtteilen eine rückläufige Entwicklung der Kinderzahlen an. Die geplante Wohnbauentwicklung auf dem sog. Hellux-Gelände wird sich, je nach Tempo der Projektentwicklung, nach derzeitigem Stand erst ab 2027/28 auswirken.
Eine Übersicht über die Situation im Gesamtstadtgebiet und in den einzelnen Stadtteilen, das derzeitige Platzangebot in den einzelnen Einrichtungen und die Belegung zum 01.10.2022 kann den beigefügten Tabellen entnommen werden.
In den einzelnen Stadtteilen stellt sich die Situation wie folgt dar:
In Alt-Laatzen ist das Ziel der Vollversorgung erreicht. Da die Kinderzahl leicht steigt, stehen, anders als in den Vorjahren, keine Plätze für Kinder aus anderen Stadtteilen zur Verfügung.
In Grasdorf steht für die Drei- bis Sechsjährigen ein ausreichendes Platzangebot zur Verfügung. Zu Engpässen kann es jedoch durch Anmeldungen für Kinder aus anderen Stadtteilen speziell für die Kita Sudewiesenstraße kommen.
Trotz der Inbetriebnahme der neuen Kita Pinienweg, die Eröffnung der Kita Ahornstraße und der Kita Würzburger Straße konnte das in Laatzen bestehende Defizit aufgrund der in den letzten Jahren sprunghaft gestiegenen Kinderzahlen nicht abgebaut werden. Darüber hinaus ist in der AWO-Kita Lange Weihe eine Betreuungsgruppe nunmehr im vierten Betreuungsjahr geschlossen, da es dem Träger nicht gelingt, hierfür geeignetes Personal zu finden. So werden zum nächsten Betreuungsjahr rechnerisch rund 100 Betreuungsplätze fehlen. Zur Verbesserung der Situation wird die Erweiterung bestehender Einrichtungen geprüft. Dies schafft jedoch keine kurzfristige Entspannung.
Trotz rechnerischen Defizits können in Rethen entsprechend der Zahlen vom 01.10.2021 alle bis dahin angemeldeten Kinder im laufenden Betreuungsjahr aufgenommen werden.
Mit der Inbetriebnahme der Kita St. Gertruden wurde die Vollversorgung in Gleidingen erreicht. Allerdings muss die weitere Entwicklung unter Berücksichtigung der Realisierung des Baugebietes „Am Erdbeerhof II“ im Auge behalten werden. Einem ggf. vorübergehenden Anstieg könnte beispielsweise durch eine Übergangsgruppe begegnet werden.
In Ingeln-Oesselse ist der Bedarf nach derzeitigem Stand im Betrachtungszeitraum gedeckt. Für die beiden kommenden Jahre werden sinkende Kinderzahlen ausgewiesen.
Die Schaffung von Ganztagsplätzen ist neben der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch vor dem Hintergrund einer langfristigen Strategie zur Verringerung der Armutsgefährdung sozialpolitisch sinnvoll. Mittlerweile wächst fast jedes dritte Kind in Laatzen in einer Familie auf, die zur Sicherung des Lebensunterhaltes auf staatliche Transferleistungen angewiesen ist. Zahlreiche Studien belegen, dass eine nachhaltige Veränderung der aus der Armutsgefährdung für die in diesem benachteiligten Umfeld aufwachsenden Kinder nur durch eine intensive Bildungsarbeit ermöglicht werden kann. Eine längere tägliche Betreuungszeit bietet mehr Raum für die pädagogische Betreuungs- und Bildungsarbeit und ist aus o.g. Gründen auch für Kinder aus benachteiligten Familien und für Kinder mit Förderbedarf wünschenswert. Zwar wurde das Ganztagsangebot seit 2012 u.a. durch die Einrichtung von gemischten Gruppen mehr als verdoppelt (+445 Plätze), dem anhaltenden Bedarf kann allerdings durch die Umwandlung immer weniger nachgefragter Halbtagsplätze nur bedingt entsprochen werden, da die Fachkräfte nicht mehr im erforderlichen Maß zur Verfügung stehen (zum Problem des zunehmenden Fachkräftemangels siehe ausführlich Drucksache 2021/315).
Darüber hinaus verschärft die wachsende Zahl der Fachkräfte, die nur in Teilzeit arbeiten wollen, die Mangelsituation. Da viele Fachkräfte vorzugsweise vormittags arbeiten möchten, stellt die Abdeckung der Nachmittagsbetreuung für die Ganztagsgruppen derzeit für die meisten Träger eine große Herausforderung dar.
Im
Bereich der Sprachförderung zeigt sich, dass der Bedarf seit 2013 stetig
gestiegen ist, sich nunmehr aber auf hohem Niveau eingependelt hat. Im
laufenden Betreuungsjahr waren es am Stichtag 543 Kinder, das entspricht einer
Quote von 40,4 % (Vorjahre 2021= 541; 2020 = 512; 2019 = 480… 2013 = 282).
Besonders groß ist der Bedarf in den Halbtagsgruppen und den Einrichtungen mit
einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Darüber hinaus gibt
es eine Reihe von Kindern, die zusätzliche
therapeutische Angebote wie Logopädie, Ergotherapie oder Frühförderung, die
außerhalb der Einrichtungen stattfinden, benötigen. Zum Stichtag 01.10.22 waren
es 271 Kinder (= 22,4%). Im Jahr zuvor waren es 317 Kinder.
In den Einrichtungen im Stadtgebiet haben nach den Angaben der Kindertagesstätten 53,1% der Kinder einen Migrationshintergrund. (2020 = 52,8%; ...2016= 54,4%; … 2012= 37,9 %).
In zehn Laatzener Kindertagesstätten liegt
der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund über 50%.
Kindertagesstätte |
Migrationsanteil |
Marktplatz |
94,1% |
Thomaskindergarten |
84,2% |
Ahornstraße |
79,7% |
Wülferoder
Straße |
78,1% |
AWO
Lange Weihe |
76,9% |
Brucknerweg |
72,9% |
Rathausstraße |
63,9% |
An
der Masch |
60,0% |
Die
Insel |
59,2% |
St.
Marien |
52,2% |
Im Stadtgebiet können in sechs Integrationsgruppen (Kindertagesstätte der AWO in der Langen Weihe 2 Gruppen, Kath. Kindergarten St. Mathilde, Thomaskindergarten, Familienzentrum und Ev. Kindergarten St. Nicolai jeweils 1 Gruppe, sowie eine Einzelintegration im DRK Kindergarten Barmklagesweg) bis zu 25 Kinder mit einer Behinderung betreut werden, von denen derzeit 21 Plätze belegt sind. Alle Kinder mit einem anerkannten Bedarf konnten aufgenommen werden.
Der Ländermonitor Frühkindliche Bildung der Bertelsmann-Stiftung listet u.a. die Betreuungsquoten, und den Anteil der Ganztagsbetreuung für alle Jugendamtsbezirke der Bundesrepublik auf, so dass in der nachfolgenden Tabelle die Daten für die Stadt Laatzen mit den Werten des Landes Niedersachsen und dem Bund verglichen werden können. Leider darf der Erzieher-Kind-Schlüssel aufgrund datenschutzrechtlicher Vorgaben nicht mehr veröffentlicht werden. Die Zahlen in der letzten Spalte der nachfolgenden Tabelle stammen daher aus dem Jahr 2019. Dabei ist anzumerken, dass der von der Bertelsmann-Stiftung empfohlene Erzieher-Kind-Schlüssel von 1:7,5 sehr hohe Maßstäbe setzt.
Stand 1.3.2021 |
Betreuungsquote 3-6jährige |
Anteil Kinder mit Migrations- hintergrund |
Anteil Ganztags- betreuung |
ErzieherInnen-Kind-Schlüssel
(2019) |
Bund |
91,0% |
31,0% |
52,6% |
1:9,5 |
Niedersachsen |
90,0% |
27,6% |
42,0% |
1:7,7 |
Region |
89,3% |
41,7% |
67,8% |
1:8,5 |
Stadt Laatzen |
92,0% |
53,1% |
51,7% |
1:7,4 |
Im Auftrag
Thomas Schrader