Betreff
Sportentwicklungsplan für Laatzen
- Antrag der CDU/FDP-Gruppe im Rat -
- Stellungnahme der Verwaltung -
Vorlage
2018/240/6
Art
Beschlussvorlage
Referenzvorlage

Sachverhalt:

 

Die Verwaltung hat bereits seit einigen Jahren Interesse an einer Sportentwicklungsplanung für Laatzen. Bislang ist die Umsetzung jedoch wegen fehlender personeller Ressourcen, die inzwischen zur Verfügung stehen, noch nicht erfolgt. Von daher wird der Antrag grundsätzlich begrüßt.

 

Hinsichtlich der Methodik der Erarbeitung einer Sportentwicklungsplanung wird auf folgendes hingewiesen:

 

Zu Beginn der 1960er Jahre wurde der „richtwertbezogene Ansatz“ bei der Sportanlagenbedarfsplanung entwickelt und mündete im sogenannten „Goldenen Plan“. Im Rahmen der Umsetzung der Ziele des Goldenen Plans wurden bundesweit u. a. rund 12.000 Turn-, Sport- und Gymnastikhallen sowie knapp 10.000 neue Sport- und Schulsportplätze errichtet. Grundprinzip des richtwertbezogenen Ansatzes ist, für erforderlich erachtete Sportarten Sportanlagenflächen in m² je Einwohner zu ermitteln und zu errichten. Neben dem Vorteil der einfachen Handhabbarkeit und der Möglichkeit hierüber Flächensicherung für den Sport zu betreiben bestehen aus heutiger Sicht die Nachteile dieser Methode insbesondere darin, dass lediglich das quantitative, nicht jedoch das qualitative Anlagenangebot berücksichtigt wird. Zudem werden aktuelle und künftige Altersstrukturen sowie kommunale Besonderheiten des Sportangebotes ausgeblendet.

 

Auf Grund dessen ist in den 1980er und ´90er Jahren der sog. „verhaltensorientierte Ansatz“ entwickelt worden. Unter Leitung des Bundesinstitutes für Sportwissenschaften (BISp) ist in den Folgejahren auf dieser Basis ein „Leitfaden für die Sportstättenentwicklungsplanung“ entstanden. Demnach wird der spezifische Bedarf an Sportanlagen vor Ort empirisch ermittelt und mit dem Bestand der Sportanlagen verglichen und hieraus Maßnahmen abgeleitet.

 

Darauf aufbauend sind der kooperative und der integrative Ansatz entwickelt worden. Hier wird ähnlich wie im verhaltensorientierten Ansatz vorgegangen jedoch dienen die erhobenen Daten über die tatsächlichen Einrichtungen und Bedarfe lediglich als Grundlage für die aktive Einbeziehung der Akteure vor Ort. Als Akteure kommen Sportvereine und politische Entscheidungsträger ebenso in Betracht wie Schulen, KiTa´s und Bürgerinnen und Bürger. Inwieweit sich integrative Elemente konkret im kooperativen Prozess wiederfinden, sollte sich im Prozess selbst ergeben.

Grundsätzlich hat sich heute die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Begriff „Sport“ nicht mehr lediglich den organisierten Sport und „Sportraum“ nicht mehr nur den normgerechten Sportanlagenbegriff beinhaltet. Die fortschreitende Individualisierung der Gesellschaft und eines jeden Einzelnen in ihr betrifft auch den Sport. In Laatzen sind ca. 25 % der Bevölkerung Mitglied eines Sportvereins, darüber hinaus betreiben jedoch erheblich mehr Bürgerinnen und Bürger in Laatzen Sport. Sei es im Rahmen eines kommerziellen Angebotes, sei es insbesondere selbstorganisiert in und auf Einrichtungen, die nicht ursprünglich für Sportausübung geplant waren oder sind, hier z. B. Radsport, Laufsport, Parcour auf Straßen, Wegen und Plätzen und in Wäldern, Leinemasch u.v.a.m. Der Begriff Sportraum muss also über die reine Sportanlage hinaus erheblich erweitert und auch auf Aspekte der Stadtentwicklung ausgedehnt werden.

 

Auf Grundlage einer so erweiterten Sicht auf den Sport sind die Methoden und Zielgruppen von empirischen, wissenschaftlichen Untersuchungen gleichsam zu erweitern. Damit verbunden ist ein höherer Aufwand sowohl hinsichtlich der zu erhebenden und erarbeitenden Datenbasis als auch der Zielgruppen und ihrer Einbindung und Berücksichtigung im Prozess der Ersterarbeitung einer Sportentwicklungsplanung. Auf der anderen Seite kann nur auf dieser breiten Grundlage eine Sportentwicklungsplanung entstehen, die einerseits eine Entwicklung ablesbar macht, andererseits auch „dem Sport“ – hier inbegriffen sind Sportvereine aber auch individuelle Sportaktivitäten – passgenau dient und somit Ressourcen effizient einsetzt.

 

Im Auftrag

 

 

 

 

Stefan Zeilinger

 

Beschlussvorschlag:

 

Die Stadt Laatzen erstellt einen Sportentwicklungsplan. Hierzu wird in einem ersten Schritt eine eigene Bestandsaufnahme und Bewertung der bestehenden Sportstätten erstellt. Danach wird in einem zweiten Schritt geprüft, ob eine Beauftragung der weiteren Planungs- und Prozessbegleitungsleistung zur Erarbeitung einer kooperativen Sportentwicklungsplanung mit integrativen Elementen für Laatzen den Prozess weiterhin positiv und zielführend beeinflussen kann. Zu gegebener Zeit sollen in dem Zusammenhang auch Fördermöglichkeiten – u. a. durch Regions- bzw. Landesportbund – genutzt werden.