Betreff
Kinder- und Jugendhilfeplanung
Fortschreibung des Kindergartenbedarfsplanes für den Zeitraum
01.08.2016 bis 31.07.2019
Vorlage
2016/300
Art
Mitteilung

 

Den 1.480 Kindern der vier zu berücksichtigenden Jahrgänge stehen 1.270 Be­treu­ungsplätze in 17 Kindertagesstätten zur Verfügung. Die Versorgungsquote beträgt 85,8 %. Zum 01.10.2016 befanden sich 1.210 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren in den Betreuungseinrichtungen (Auslastung 95,3 %). Darüber hinaus besuchen 65 Laatzener Kinder eine Betreuungseinrichtung außerhalb des Stadtgebietes oder eine sonderpädagogische Einrichtung. 60 Plätze waren am 01.10. zwar noch nicht belegt, bis zum Ende des Betreuungsjahres werden aber 257 angemeldete Kinder das dritte Lebensjahr vollenden.

 

Gegenüber den im vergangenen Jahr für 2016/2017 bekannten Daten hat sich die Zahl der Kinder durch Zuwanderungsgewinne um 82 erhöht. Im Zeitraum seit dem 01.08.2014 sind es insgesamt sogar 195 Kinder bzw. + 15,2 %. Höhere Kinderzahlen gab es in Laatzen seit Einführung des Rechtsanspruches im Jahr 1996 noch nie. Insgesamt lässt sich feststellen, dass in Laatzen durch den in dieser Größenordnung nicht vorhersehbaren Zuwanderungsgewinn die Versorgungsquote mit 85,8 % weiter abgesunken ist und die bisherige angestrebte Deckungsquote von 90,0 % für vier Jahrgänge erneut nicht erreicht wird. Ein weiterer Anstieg ist für die kommenden Jahre bereits erkennbar.

 

Wesentliche Ursachen sind die an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet entwickelten Bauaktivitäten, insbesondere aber der verstärkte Zuzug von Familien (sowohl im Mietwohnungssektor als auch im Bereich des Erwerbs gebrauchter Wohnimmobilien). Die Zuweisung von Flüchtlingen und der zunehmende Nachzug von Familienangehörigen verschärfen diese Situation. Aufgrund höherer Geburten und verstärkter Zuwanderung stehen zahlreiche Kommunen der Region Hannover vor ähnlichen Herausforderungen (siehe hierzu auch den Bericht der HAZ vom 14.09.2016), allerdings hat die Stadt Laatzen in den letzten zwei Jahren prozentual den höchsten Anstieg der Bevölkerungszahlen aller Umlandkommunen zu verzeichnen. Die jahrgangsbezogene Auswertung der tatsächlich belegten Plätze und der vorliegenden Anmeldungen hat darüber hinaus ergeben, dass mittlerweile die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für alle betroffenen Jahrgänge deutlich über 90 % liegt, sodass eine Anhebung der anzustrebenden Deckungsquote auf 95 % erforderlich ist.

 

Zwar hat der Rat bereits mit der Drucksache 2016/246 Maßnahmen zur Verbesserung der Situation insbesondere in Laatzen-Mitte auf den Weg gebracht, dennoch könnten unter Berücksichtigung der baulichen Entwicklung 2018/2019 bis zu 120 Plätze im Stadtgebiet fehlen.

 

Darüber hinaus ist die weitere Entwicklung kaum einschätzbar. So ist z. B. unklar, in welche Richtung sich der jetzige Trend des Zuzugs junger Familien nach Laatzen und der Nachzug Familienangehöriger von Flüchtlingen entwickeln wird.

 

Eine Übersicht über die Situation im Gesamtstadtgebiet und in den einzelnen Stadtteilen, das derzeitige Platzangebot in den einzelnen Einrichtungen und die Belegung zum 01.10.2016 geben die beigefügten Tabellen. In den einzelnen Stadtteilen stellt sich die Situation wie folgt dar:

 

In Alt-Laatzen besteht im laufenden Betreuungsjahr durch die Aufstockung der bisherigen Kleingruppe in der Kita An der Masch zwar kein Fehlbedarf, allerdings wird die Zahl der 3 - 6jährigen innerhalb der nächsten beiden Jahre um 18 % bzw. 32 Kinder steigen, sodass im Betreuungsjahr 2017/18 mindestens 30 Plätze fehlen werden. Unter Berücksichtigung der baulichen Entwicklung könnten es sogar bis zu 50 Plätze sein. Zur Verbesserung der Situation geeignet wäre die Einrichtung einer Kindertagesstätte mit zwei zusätzlichen Kindergarten‑ und einer Krippengruppe im D‑Trakt der Grundschule Rathausstraße. In dem Gebäude befinden sich bereits zwei Hortgruppen. Zur Zeit werden die Klassenräume des D‑Traktes als Ausweichquartier für die Grundschule genutzt. Die erforderlichen Umbau‑ bzw. Anpassungsmaßnahmen könnten frühestens nach Abschluss der Sanierungsmaß­nahmen in der Grundschule beginnen, sofern die hierfür erforderlichen Personal‑ und Finanzressourcen zur Verfügung gestellt werden. Eine Inbetriebnahme wäre nach derzeitigem Stand frühestens Ende 2018/Anfang 2019 realisierbar.

 

Auch in Grasdorf steigt die Zahl der Kinder im Betrachtungszeitraum an. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass auch in der Kita Sudewiesenstraße mit ihrem stadtweiten Einzugsbereich in nicht unerheblichem Maß Grasdorfer Kinder betreut werden (aktuell sind es 18 Kinder), reicht das Platzangebot rechnerisch zwar grundsätzlich noch aus, allerdings können Engpässe durch Kinder insbesondere aus Rethen entstehen, für die eine Betreuung in Grasdorf gewünscht wird (z. Zt. sind es 13 Kinder).

 

Wie bereits mit der Drucksache 2016/246 ausführlich beschrieben, besteht in Laatzen‑Mitte das derzeit größte Defizit und somit der dringendste Handlungsbedarf. Um die Situation zu verbessern, hat der Rat mit der o. g. Drucksache bereits notwendige Beschlüsse gefasst. Neben der kurzfristigen Schaffung von Übergangsgruppen an den Standorten Kita Brucknerweg und Gutenbergstraße 15, gehört hierzu die Anmietung einer Immobilie im Bereich der Ahornstraße nach erfolgtem Umbau in eine dreigruppige Kindertagesstätte und die Planung eines Neubaus. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist in die Bedarfszahlen bis 2018 bereits eingerechnet. Mit dem Neubau soll auch die räumliche Situation des Kindergartens Im Langen Feld nachhaltig verbessert werden. Eine Verlagerung der Einrichtung ist u. a. auch aufgrund der Tatsache notwendig, dass die Grundschule aufgrund steigender Schülerzahlen dringenden Raumbedarf hat.

 

In Rethen besteht derzeit ein Bedarf für eine zusätzliche Gruppe. Eine kurzfristige Alternative gibt es derzeit nicht. Zu prüfen wäre die Aufstellung von Containern auf einer geeigneten Fläche.

 

Unter Berücksichtigung der baulichen Entwicklung besteht in Gleidingen in den kommenden Jahren ein Bedarf von bis zu zwei zusätzlichen Kindergartengruppen. Es ist vorgesehen, im Zusammenhang mit der Entwicklung des Baugebietes „Am Erdbeerhof“ eine neue Einrichtung mit Krippen‑ und Kindergartenplätzen zu errichten. Mit einer Inbetriebnahme der Einrichtung wäre frühestens im Herbst 2018 zu rechnen. Eine Überbrückung bis zur Fertigstellung wäre grundsätzlich durch die Aufstellung einer Anlage in Modulbauwiese auf einem Teil des Bolzplatzes vor der bestehenden Kindertagesstätte Schützenstraße möglich. Dies wäre allerdings aufgrund des Aufwands mit zusätzlichen Kosten verbunden, die zuvor ermittelt werden müssten.

 

In Ingeln‑Oesselse können durch die bereits beschlossene Verlagerung der bisherigen Hortkleingruppe aus der Kita Barmklagesweg in das Vereinsheim des TSV ab dem 2. Quartal 2017 zunächst 10 zusätzliche Kindergartenkinder aufgenommen werden. Durch den mit der Drucksache 2016/249 bereits ebenfalls vom Rat beschlossenen Ausbau des Gebäudes Gleidinger Straße 12 werden nach Abschluss der Maßnahme im Bedarfsfall bis zu 25 Kindergartenplätze zur Verfügung stehen. Damit kann der Bedarf nach jetziger Sicht vollständig gedeckt werden.

 

Nach wie vor ungebrochen ist die verstärkte Nachfrage nach Ganztagsplätzen. Diesem Bedarf kann durch die Umwandlung immer weniger nachgefragter Halbtagsplätze entsprochen werden. Eine längere tägliche Betreuungszeit bietet auch mehr Raum für die pädagogische Betreuungs- und Bildungsarbeit und wäre auch für Kinder aus benachteiligten Familien und für Kinder mit Förderbedarf wünschenswert.

 

Im Bereich der Sprachförderung zeigt sich, dass der Bedarf in den letzten Jahren stetig gestiegen ist: 2016 = 385 Kinder (2015 = 371; 2014 = 303; 2013 = 282). Besonders hoch ist der Bedarf in den Halbtagsgruppen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Kinder, die zusätzliche therapeutische Angebote wie Logopädie oder Ergotherapie, die außerhalb der Einrichtungen stattfinden, benötigen. Aktuell sind das 180 Kinder = 14,9 % (2015 ca. 138 Kinder = 12,6 %).

 

In den Einrichtungen im Stadtgebiet haben nach den Angaben der Kindertagesstätten derzeit 55 % der Kinder einen Migrationshintergrund (2015 = 47,5 %; 2014 = 46,0 %; 2013 = 45,6 %; 2012 = 37,9 %).

 

In sieben Laatzener Kindertagesstätten liegt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund bei mindestens 60 %. 268 Kinder in diesen Einrichtungen benötigen Sprachförderung. Das entspricht einem Durchschnitt von 56 %. 117 Kinder erhalten, bzw. benötigen weitere therapeutische Förderung (z.  B. Logopädie, Ergotherapie, Frühförderung), das entspricht einem Anteil von 23 % aller Kinder der u. g. Einrichtungen.

 

Kindertagesstätte

Migrationsanteil

Sprachförderung

Therapeutischer Förderbedarf

Im Langen Feld

97 %

85 %

40 %

AWO Kita, Lange Weihe

86 %

80 %

21 %

Marktplatz

83 %

66 %

22 %

Thomaskindergarten

79 %

47 %

33 %

Brucknerweg

75 %

44 %

17 %

Wülferoder Straße

65 %

39 %

19 %

An der Masch

63 %

34 %

16 %

 

In den anderen zehn Kindertagesstätten beträgt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund insgesamt 30 %. 117 Kinder in diesen Kindertagesstätten benötigen Sprachförderung, das entspricht einem durchschnittlichen Anteil von 26 %. 69 Kinder erhalten, bzw benötigen weitere therapeutische Förderung (15 %).

 

Im Stadtgebiet können in sieben Integrationsgruppen (Thomaskindergarten 2 Gruppen, Kindertagesstätte der AWO in der Langen Weihe 2 Gruppen, Kath. Kindergarten St. Mathilde, Familienzentrum und Ev. Kindergarten St. Nicolai jeweils 1 Gruppe) bis zu 29 Kinder mit einer Behinderung betreut werden.

 

Derzeit sind alle 29 Integrationsplätze belegt. Die Stadt Laatzen hat die höchste Zahl an I‑Plätzen aller Umlandkommunen, dennoch ist weiterer Bedarf absehbar. Daher sollte in allen größeren Kitas mindestens jeweils eine I‑Gruppe eingerichtet werden, soweit die baulichen Anforderungen dies zulassen. In den geplanten Neubauten sind ebenfalls die entsprechenden Voraussetzungen zur Aufnahme von Kindern mit entsprechendem Förderbedarf zu schaffen.

 

Positive Auswirkungen auf die Gewinnung von Fachpersonal hatte die Beteiligung an dem im Sommer ausgelaufenen Projekt „Lernort Praxis“, da es hierdurch gelungen ist, engere Kontakte zu den Fachschulen aufzubauen. Außerdem spricht sich die gute Betreuung der Praktikantinnen und Praktikanten in den Laatzener Betreuungseinrichtungen unter den Fachschülerinnen und ‑schülern herum. Dennoch gestaltet sich die Akquise geeigneten Personals zunehmend schwieriger, da die Fachschulen trotz stark gestiegenen Personalbedarfs ihre Ausbildungskapazitäten bislang nicht erhöht haben. Zudem stellen unsere Einrichtungen fest, dass die Fachkräfte trotz gerade erst beendeter Ausbildung einen hohen Nachschulungsbedarf haben. Im Rahmen der Laatzener „Kita‑Akademie“ sollen daher entsprechende Fortbildungen organisiert werden.

 

Im Auftrag

 

 

 

Thomas Schrader