Betreff
Kinder- und Jugendhilfeplanung
Fortschreibung des Kindergartenbedarfsplanes für den Zeitraum
01.08.2015 bis 31.07.2018
Vorlage
2015/254
Art
Mitteilung

 

Den 1.435 Kindern der vier zu berücksichtigenden Jahrgänge stehen 1.245 Be­treu­ungs­plätze in 17 Kindertagesstätten zur Verfügung. Die Versorgungsquote beträgt somit 86,8 % (Vorjahr 92,2 %). Zum 01.10.2013 befinden sich 1.154 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren in den Betreuungseinrichtungen (Auslastung 92,7 %). 91 Plätze waren am 01.10. zwar noch nicht belegt, bis zum Ende des Betreuungsjahres werden aber 189 angemeldete Kinder das dritte Lebensjahr vollenden.

 

Zwar wird sich die Zahl der Betreuungsplätze zum 01.01.2016 durch die Einrichtung einer Kleingruppe in der Kindertagesstätte An der Masch auf 1.255 erhöhen (Versorgungsquote 87,5 %), gegenüber den im vergangenen Jahr für 2015/2016 bekannten Daten hat sich die Zahl der Kinder durch Zuwanderungsgewinne um 90 erhöht. Zum Vergleich: im vergangenen Jahr betrug der Zuwanderungsgewinn lediglich 27 Kinder. Höhere Kinderzahlen gab es in Laatzen letztmalig im Jahr 2002. Wesentliche Ursachen sind die an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet entwickelten Bauaktivitäten, der verstärkte Zuzug von Familien (sowohl im Mietwohnungssektor als auch im Bereich des Erwerbs gebrauchter Wohnimmobilien) und die Zuweisung von Flüchtlingen.

 

Darüber hinaus besuchen 54 Laatzener Kinder eine Betreuungseinrichtung außerhalb des Stadtgebietes oder eine sonderpädagogische Einrichtung. Eine Übersicht über die Situation im Gesamtstadtgebiet und in den einzelnen Stadtteilen, das derzeitige Platzangebot in den einzelnen Einrichtungen und die Belegung zum 01.10.2015 geben die beigefügten Tabellen.

 

Insgesamt lässt sich feststellen, dass in Laatzen durch den in dieser Größenordnung nicht vorhersehbaren Zuwanderungsgewinn die Versorgungsquote mit 86,8 % erstmals seit drei Jahren wieder unter der angestrebten Deckungsquote von 90,0 % für vier Jahrgänge liegt. Angesichts der derzeit nicht absehbaren weiteren Entwicklung der Flüchtlingssituation ist nicht damit zu rechnen, dass sich diese Situation kurzfristig ändern wird, zumal die Zahl der 2‑ 5jährigen für 2016/2017 gegenüber den Berechnungen aus dem vergangenen Jahr sogar um 113 Kinder nach oben korrigiert werden musste. Derzeit fehlen unter Berücksichtigung der aktuellen Wohnbauentwicklung im Stadtgebiet rund 75 bis 90 Kindergartenplätze, die meisten in Alt‑Laatzen, Laatzen‑Mitte, Gleidingen und Ingeln‑Oesselse. Während die Kinderzahl in Ingeln‑Oesselse in den nächsten Jahren wieder rückläufig ist, steigen sie in Alt‑Laatzen und Gleidingen sogar noch an. In den einzelnen Stadtteilen stellt sich die Situation wie folgt dar:

 

In Alt‑Laatzen fehlen derzeit ca.16 Plätze, in 2017/2018 könnten es aber bis zu 30 Plätze sein. Zur Verbesserung der Situation besteht derzeit nur die Option, in der Kita An der Masch zusätzlich zu der bereits vorgesehenen Kleingruppe weitere 15 Plätze durch die Nutzung der im OG bestehenden Einliegerwohnung einzurichten. Derzeit ist die Wohnung jedoch noch vermietet.

 

Auch in Grasdorf ist die Kinderzahl unerwartet stark gestiegen (+ 16). Das Platzangebot ist jedoch rechnerisch ausreichend. Da allerdings in der Regel auch Kinder aus Rethen in Grasdorf angemeldet werden, kann dies in der Praxis zu Engpässen führen.

 

In Laatzen‑Mitte besteht Bedarf für zwei zusätzliche Betreuungsgruppen. Da in diesem Stadtteil die mit Abstand meisten Kinder mit Migrationshintergrund leben, ist die Schaffung weiterer Betreuungsplätze im Interesse einer gelingenden Integration auch der vielen Kinder mit Fluchtbiographie notwendig. Kurzfristig kann das Angebot nur durch temporäre Bauten erweitert werden. Mittelfristig besteht die Möglichkeit, in den Räumen der frei werdenden Schule Kiefernweg eine zusätzliche Einrichtung zu schaffen. Erforderlich ist auch eine Verbesserung der räumlichen Situation des Kindergartens Im Langen Feld. Die Einrichtung ist in sehr beengten Verhältnissen in der Grundschule untergebracht, insbesondere fehlt es an Bewegungsflächen und Kleingruppenräumen zur differenzierten Förderung der Kinder (höchster Anteil von Kindern mit Sprachförderbedarf). Da auch die Grundschule zunehmenden Raum­bedarf hat, besteht Handlungsbedarf. Eine Verbesserung der Situation ließe sich zumindest mittelfristig durch die Verlagerung einer der insgesamt drei Gruppen an die Schule Kiefernweg erreichen. Alternativ wäre die Aufstellung von Containern auf dem Schulgelände zu prüfen.

 

Das Betreuungsplatzangebot in Rethen ist derzeit bedarfsdeckend, die Kinderzahlen bleiben im Betrachtungszeitraum auf gleichem Niveau.

 

In Gleidingen besteht in absehbarer Zeit ein Bedarf in der Größenordnung einer zusätzlichen Kindergartengruppe. Kurzfristig könnte dem durch die Errichtung einer Gruppe in Modulbauweise im Bereich der bestehenden Einrichtung entsprochen werden. Sofern es jedoch zur Ausweisung eines neuen Baugebietes im Bereich nördlich der Triftstraße kommt, wäre der Schaffung einer kleinen Einrichtung mit Krippen‑ und Kindergartengruppe in diesem Bereich Vorzug einzuräumen.

 

Dem in Ingeln‑Oesselse vorübergehend erhöhten Bedarf in der Größenordnung einer Betreuungsgruppe könnte durch die Nutzung anderweitig vorhandener Räumlichkeiten mit geringer Auslastung, wie z. B. der alten Schule Ingeln oder im Gemeindehaus der St. Nicolai‑Kirche (Zwölf‑Apostel‑Gemeinde) entsprochen werden. Alternativ käme noch die Aufstellung einer Containeranlage z. B. im Bereich der Grundschule in Frage, da zum kommenden Schuljahr allein 34 Kinder aus der Kita Barmklagesweg schulpflichtig werden und daher davon auszugehen ist, dass die Nachfrage nach Hortplätzen entsprechend steigen wird. Eine Befragung zum voraussichtlichen Bedarf läuft derzeit.

 

Grundsätzlich ist die Einschätzung des weiteren Bedarfs vor dem Hintergrund der nicht absehbaren Entwicklung der Flüchtlingssituation extrem schwierig und mit zahlreichen Unsicherheiten verbunden. Fehlinvestitionen mit Langzeitwirkung können letztlich nur durch vorübergehende Umnutzung vorhandener Räumlichkeiten oder die Aufstellung von Raummodulen vermieden werden.

 

Nach wie vor ungebrochen ist die verstärkte Nachfrage nach Ganztagsplätzen. Diesem Bedarf kann durch die Umwandlung immer weniger nachgefragter Halbtagsplätze entsprochen werden. Eine längere tägliche Betreuungszeit bietet auch mehr Raum für die pädagogische Betreuungs‑ und Bildungsarbeit.

 

In den Einrichtungen im Stadtgebiet werden nach den Angaben der Kindertagesstätten derzeit 518 Kinder mit Migrationshintergrund betreut (47,5 %; 2014 = 46,0 %; 2013 = 45,6 %; 2012 = 37,9 %). Besonders hoch ist der Anteil in den Kitas Im Langen Feld (88,7 %); Marktplatz (87,8 %), Thomaskindergarten (85,0 %) und Brucknerweg (79,2 %).

 

Sprachförderbedarf haben 371 Kinder (= 34,0 %) (2014 = 303; 2013 = 282). Besonders hoch ist der Bedarf in den Halbtagsgruppen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Kinder, die zusätzliche therapeutische Angebote wie Logopädie oder Ergotherapie, die außerhalb der Einrichtungen stattfinden, benötigen (2015 ca. 138 Kinder = 12,6 %).

 

Im Stadtgebiet können in sieben Integrationsgruppen (Thomaskindergarten 2 Gruppen, Kindertagesstätte der AWO in der Langen Weihe 2 Gruppen, Kath. Kindergarten St. Mathilde, Familienzentrum und Ev. Kindergarten St. Nicolai jeweils 1 Gruppe) sowie in einer Einzelintegrationsmaßnahme bis zu 29 Kinder mit einer Behinderung betreut werden. Derzeit sind 24 Integrationsplätze belegt.

 

Zunehmend schwieriger gestaltet sich die Akquise geeigneten Personals, da die Fachschulen trotz stark gestiegenen Personalbedarfs ihre Ausbildungskapazitäten bislang nicht erhöht haben. Zudem stellen die Einrichtungen fest, dass die Fachkräfte trotz gerade erst beendeter Ausbildung einen hohen Nachschulungsbedarf haben. Positive Auswirkungen hat die Beteiligung an dem Projekt „Lernort Praxis“, da es hierdurch gelingt, engere Kontakte zu den Fachschulen aufzubauen. Außerdem spricht sich die gute Betreuung der Praktikantinnen und Praktikanten in den Laatzener Betreuungseinrichtungen unter den Fachschülerinnen und –schülern herum. Dies wirkt sich positiv auf die Bewerbungssituation aus.

 

Im Auftrag

 

 

 

Thomas Schrader