Sachverhalt:
Die ursprünglichen Planungen für Laatzen-Mitte in den siebziger Jahren waren auf eine Einwohnerzahl von 70.000 Bewohnerinnen und Bewohnern ausgelegt. Mit der Gebietsreform 1974 mussten Flächen auf dem Kronsberg an die Landeshauptstadt abgegeben werden. Die heutige Einwohnerzahl von circa 42.000 wird kaum noch steigen. Die Infrastruktur in den siebziger Jahren war aber auf die 70.000 Einwohner ausgelegt und folgte zudem den städtebaulichen Leitbildern der damaligen Zeit („Die autogerechte Stadt“). Dies betrifft auch die Marktstraße, die für den tatsächlich stattfindenden Verkehr und auch unter Berücksichtigung eines Zuschlages für künftige Entwicklungen deutlich überdimensioniert ist; durch ihre Breite und Gestaltung (z.B. Gitter auf dem Mittelstreifen) trennt sie die östlich liegenden Wohngebiete von Marktplatz und Rathaus. Der Rückbau und die Umgestaltung der Marktstraße war daher von Anfang an Gegenstand der Überlegungen zur Aufnahme in das Förderprogramm "Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt".
Bereits in den vorbereitenden Untersuchungen war dieser Punkt enthalten (VU - integratives Handlungskonzept, Seite 57). Zuwendungsgegenstand ist die gebietsbezogene städtebauliche Erneuerung als Gesamtmaßnahme, die den Umbau der Marktstraße umfasst. Der Rat der Stadt Laatzen hat dem Ergebnis der vorbereitenden Untersuchungen zugestimmt, sie als Grundlage für die Anmeldung zum Städtebauförderungsprogramm "Gemeinschaftsinitiative soziale Stadt" beschlossen und den Bürgermeister beauftragt, die kommunale Gegenfinanzierung vorzusehen.
Auch im städtebaulichen Rahmenplan (Modernisierungsrahmenplan) ist der Rückbau von Verkehrsflächen und die Umgestaltung der Marktstraße aufgeführt (4.5, Seite 36). Der Rat der Stadt hat den Ergebnissen des städtebaulichen und sozialen Rahmenplanes am 08.Juli 2006 zugestimmt (Drucksache Nummer 93/06). Ziel ist, sie in den Folgejahren entsprechend ihrer Finanzierbarkeit auf Grundlage der gewährten Förderung umzusetzen.
Der Umbau der Marktstraße wurde in das integrierte Handlungskonzept (IHK) aufgenommen (Punkt 1.1.1.2, Seite 40), das in der Ratssitzung am 05.Nov. 2006 beschlossen wurde.
Von einem Verkehrsplanungsbüro wurden Vorentwürfe erarbeitet, die in der Lenkungsrunde am 02. Mai 2007 vorgestellt wurden. Die Lenkungsrunde billigte die Beauftragung eines Büros zur Bearbeitung der Entwurfsplanung für den gesamten Straßenabschnitt. In der Entwurfsphase sollten Bauabschnitte konkretisiert werden. Die Lenkungsrunde am 18. Dezember 2007 bat um Vorstellung des inzwischen erarbeiteten Entwurfes in den Fraktionen.
In der Folgezeit wurde über angrenzende Bereiche diskutiert (insbesondere den Marktteich anhand einer Machbarkeitsstudie eines Entwurfes). Dabei wurde deutlich, dass die drei Elemente Marktplatz, Marktstraße und Marktteich gemeinsam zu betrachten und aufeinander abzustimmen sind. Der nächste Schritt ist dabei das Bildungs- und Gesundheitszentrum, das dem Marktplatz eine neue Bedeutung verleihen soll, baulicher Ausdruck des Prozesses der Umgestaltung der sozialen Stadt inklusive der essenziellen Bürgerbeteiligung sein muss und als Anziehungspunkt zu einer Frequentierung und Aneignung des Marktplatzes durch die Einwohnerinnen und Einwohner führen wird. Das Wettbewerbsverfahren für das Bildungs- und Gesundheitszentrum wird z. Z. vorbereitet. Sein Ergebnis ist Voraussetzung für einen Finanzierungsantrag, so dass mit diesem Baustein begonnen werden musste.
Betrachtet man den Marktplatz als Standort des Bildungs- und Gesundheitszentrums, stellt die Marktstraße seinen nordöstlichen Abschluss dar und ihre Gestaltung in den beiden Übergangsbereichen zum Marktplatz bedarf einer planerischen Richtungsentscheidung; die Straßenachse der künftig schlankeren Marktstraße sollte festgelegt werden. Aus dem bisherigen Planungsvorlauf ist unstrittig, dass sie an der Würzburger und der Wülferoder Straße einen Kreisel erhalten soll.
Das Projekt "Soziale Stadt" ist von der Planungsphase in den ersten Jahren mittlerweile in der Realisierungsphase, das vorgesehene Gesamtbudget ist möglichst gleichmäßig auf den Programmzeitraum zu verteilen. Nach dem Antrag vom 23. Mai 2003 zur Aufnahme in das Programm 2004 betragen die voraussichtlichen Gesamtkosten 14,9 Mio. Euro. Der Durchführungszeitraum dieser Maßnahme ist für 2004 bis 2014 vorgesehen, so dass im Durchschnitt rund 1,5 Mio. Euro pro Jahr umzusetzen sind; nach einem notwendigen mehrjährigen Planungsvorlauf sind wir nun in der Phase der Investitionstätigkeit (siehe Drucksachen-Nr. 61/2003, 61 a/2003, 61 b/2003 und Ratsbeschluss vom 22. Mai 2003):
2007/2008 wurde der Durchstich Robert-Koch-Straße gebaut und abgerechnet, 2009 der Leine-Center-Vorplatz, 2011 könnte das Bildungs- und Gesundheitszentrum begonnen werden. Für 2010 bietet sich ein erster Abschnitt der Realisierung des Rückbaus der Marktstraße an, zumal die Grundentscheidungen dafür für das Bildungs- und Gesundheitszentrum und dessen Umfeld von Bedeutung sind.
Bei der Frage, ob der Umbau von Norden oder vom Süden beginnen soll, ist zu berücksichtigen, dass die Tiefbauarbeiten mit dem Kanalerneuerungen beginnen und die Kanäle von Süden in die Marktstraße einmünden. Derzeit handelt es sich um jeweils einen Schmutzwasser- und einen Regenwasserkanal in beiden Hälften der Marktstraße, weil beim Bau an bis zu 30-geschossige Hochhäuser gedacht war. Künftig werden voraussichtlich zwei Schmutzwasserkanäle und zwei Regenwasserkanäle zu einem Kanal zusammengefasst. Dieser Umbau beginnt zweckmäßigerweise an der Stelle, in der die Kanäle in die Marktstraße einmünden, also im Süden.
Um angrenzende Wohnbebauung und den Schülerverkehr möglichst wenig zu stören, soll der Baustellenverkehr für das Bildungs- und Gesundheitszentrum von Norden abgewickelt werden (Kronsbergstraße, Erich-Panitz-Straße, Würzburger Straße in die Marktstraße). Würde die Umgestaltung der Marktstraße im Norden begonnen, würde dies zu Komplikationen zwischen beiden Baustellenverkehren führen und der umgestaltete Bereich würde stark beansprucht und unter Umständen beschädigt. Auch insofern bietet es sich an, die Marktstraße von Süden her umzugestalten.
Von einem Ingenieurbüro wurden Entwürfe für die Neugestaltung der Marktstraße erarbeitet. Die Kosten für den vorliegenden Vorschlag hat das Ingenieurbüro mit 802.000 Euro netto für den Straßenabschnitt Wülferoder Straße und Robert-Koch-Straße beziffert. Im Hinblick auf das Wettbewerbsverfahren für das Bildungs- und Gesundheitszentrum soll nicht nur der darin definierte „Realisierungsbereich“ für das Zentrum selbst, sondern der gesamte dort beschriebene „Betrachtungsbereich“ noch keine Festlegungen bezüglich der Marktstraße erhalten, um den Wettbewerbsteilnehmern hier Gestaltungsspielräume zu eröffnen. Der Umbau der Marktstraße soll daher nur bis zum Beginn des „Betrachtungsbereiches“ geplant werden und hier einen ausreichenden Übergangsbereich vorsehen. Die o. a. Kosten reduzieren sich damit auf 750.000 Euro brutto, von denen die Stadt 250.000 Euro zu tragen hat. Für die weitere Planung liegen Varianten vor, die sich jedoch in den Kosten nicht grundsätzlich unterscheiden.
Die Verwaltung beabsichtigt, im Haushalt 2010 für Kanalarbeiten im Zusammenhang mit dem Marktstraßen-Umbau 871.000 € für den Regenwasserkanal Marktstr./Robert-Koch-Straße und 500.000 € für den Abschnitt Wülferoder Straße bis zur Robert-Koch-Straße für Schmutzwasser (Gebührenhaushalt) einzustellen.
Um alle von der Planung berührten Beteiligten frühzeitig in den Planungsprozess einzubeziehen, wird vorgeschlagen, bei einer gemeinsamen Begehung mit der Lenkungsrunde und der Arbeitsgruppe Marktstraße der Sozialen Stadt den Prozess wieder aufzunehmen.
Im Auftrag
Dürr
Beschlussvorschlag:
Für einen ersten Teilabschnitt der Marktstraße (südlicher Bereich) soll im nächsten Jahr die Ausführungsplanung in Höhe von insgesamt 750.000 € beauftragt werden.