Betreff
Kinder- und Jugendhilfeplanung
- Fortschreibung des Kindergartenbedarfsplanes
für den Zeitraum 01.08.2020 bis 31.07.2023
Vorlage
2020/285
Aktenzeichen
5 Schr
Art
Mitteilung

 

Am 01.10.2020 besuchten 1354 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren die insgesamt 20 Kindertagesstätten im Stadtgebiet Laatzen. Den 1.654 Kindern der vier zu berücksichtigenden Jahrgänge stehen 1.427 Be­treu­ungsplätze zur Verfügung. Die Deckungsquote beträgt 86,3 % (Vorjahr 92,2 %). Den 73 am 01.10. noch nicht belegten Plätzen stehen aber noch 203 Kinder gegenüber, die bis zum Ende des laufenden Betreuungsjahres das dritte Lebensjahr vollenden werden und auf den Anmeldelisten der freien Träger und der Stadt stehen. Darüber hinaus besuchen 58 Laatzener Kinder eine Betreuungseinrichtung außerhalb des Stadtgebietes oder eine sonderpädagogische Einrichtung (Vorjahr 69). Unter Einbeziehung dieser Kinder ergibt sich eine Betreuungsquote von 89,8 %.

 

Gegenüber den im vergangenen Jahr für 2020/2021 bekannten Daten hat sich die Zahl der Kinder durch Zuwanderungsgewinne (u. a. durch Bautätigkeit) nochmals um 86 erhöht und einen neuen Höchststand erreicht, entspricht aber weitestgehend der Vorausberechnung. Seit 2013 ist die Kinderzahl kontinuierlich um 294 bzw. + 18 % gestiegen.

 

Verschärft wird die Nachfragesituation durch die flexible Einschulung. Für das laufende Betreuungsjahr haben sich zwei Drittel der Eltern der sog. Flexikinder gegen eine Einschulung und damit den Verbleib ihrer Kinder in den Kindertagesstätten für ein weiteres Jahr entschieden. Hierdurch fehlen für die Jüngeren in diesem Jahr konkret 59 Betreuungsplätze, das sind fast zweieinhalb zusätzliche Gruppen.

 

Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) geht in einer in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund aktuell veröffentlichten Vorausberechnung zum Platz‑ und Personalbedarf für den Bereich der Kindertagesbetreuung bis zum Jahr 2030 davon aus, dass in den westdeutschen Bundesländern bis zum Jahr 2025 weiterhin erhebliche Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Bedarfe zu decken. Für die zweite Hälfte der Dekade geht man derzeit von einem leichten Rückgang des Platzbedarfs aus.

 

Diese Entwicklung zeichnet sich auch für Laatzen ab. Da derzeit mittelfristig nach Abschluss der aktuellen Projekte (z. B. im Bereich Lange Weihe und Erdbeerhof) keine größeren Neubaugebiete absehbar sind, deutet sich mittelfristig in einigen Stadtteilen eine rückläufige Entwicklung der Kinderzahlen an.

 

Eine Übersicht über die Situation im Gesamtstadtgebiet und in den einzelnen Stadtteilen, das derzeitige Platzangebot in den einzelnen Einrichtungen und die Belegung zum 01.10.2020 geben die beigefügten Tabellen.

 

In den einzelnen Stadtteilen stellt sich die Situation wie folgt dar:

 

In Alt‑Laatzen ist das Ziel der Vollversorgung durch die Inbetriebnahme der Kita Rathausstraße erreicht. Darüber hinaus stehen Plätze für Kinder aus anderen Stadtteilen zur Verfügung.

 

In Grasdorf besteht zwar vorübergehend ein rechnerisches Defizit, für die kommenden Jahre sind jedoch auch unter Berücksichtigung der Bautätigkeit stagnierende bzw. leicht rückläufige Zahlen ausgewiesen. In Hannover arbeitende Familien aus Grasdorf hätten die Möglichkeit, auf Betreuungsplätze in Alt‑Laatzen auszuweichen.

 

Trotz der Inbetriebnahme der neuen Kita Pinienweg, die Eröffnung der Kita Ahornstraße und die Einrichtung der befristet genehmigten Übergangsgruppen an den Standorten Brucknerweg und Gutenbergstraße 15 konnte das in Laatzen bestehende Defizit aufgrund der sprunghaft gestiegenen Kinderzahlen und des schrittweisen Auslaufens des in der GS Im Langen Feld untergebrachten Kindergartens nicht abgebaut werden. Darüber hinaus ist in der AWO‑Kita Lange Weihe eine Betreuungsgruppe seit mehr als einem Jahr geschlossen, da es dem Träger nicht gelingt, hierfür geeignetes Personal zu finden. Eine dauerhafte Verbesserung der Situation wird erst 2022 durch die Inbetriebnahme der geplanten Kita an der Würzburger Straße erreicht. Allerdings zeichnet sich eine notwendige Verlängerung der Laufzeit mindestens einer der beiden Übergangsgruppen über den Zeitpunkt der Fertigstellung der Kita Würzburger Straße hinaus ab. Alternativ hierzu sollte über die Realisierung eines weiteren Kita-Standortes nachgedacht werden.

 

Unter Berücksichtigung der Entwicklung des Baugebietes „Am Erdbeerhof II“ sollte über die Schaffung einer weiteren kleineren Einrichtung für die Versorgung von Gleidingen und Rethen nachgedacht werden. 

 

In Ingeln‑Oesselse kann der Bedarf nach derzeitigem Stand im Betrachtungszeitraum weitestgehend gedeckt werden, sofern keine weiteren Baugebiete entwickelt werden.

 

Die Schaffung von Ganztagsplätzen ist neben der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch vor dem Hintergrund einer langfristigen Strategie zur Verringerung der Armutsgefährdung sozialpolitisch sinnvoll. Mittlerweile wächst fast jedes dritte Kind in Laatzen in einer Familie auf, die zur Sicherung des Lebensunterhaltes auf staatliche Transferleistungen angewiesen ist. Zahlreiche Studien belegen, dass eine nachhaltige Veränderung für die in diesem benachteiligten Umfeld aufwachsenden Kinder nur durch eine intensive Bildungsarbeit ermöglicht werden kann. Eine längere tägliche Betreuungszeit bietet mehr Raum für die pädagogische Betreuungs‑ und Bildungsarbeit und ist aus o. g. Gründen auch für Kinder aus benachteiligten Familien und für Kinder mit Förderbedarf wünschenswert. Um jedoch den benötigten Zeitrahmen abdecken zu können, ist es u. U. erforderlich, ein Schichtmodell einzuführen, da die Zahl der Fachkräfte, die in Teilzeit arbeiten möchten, steigt.

 

Zwar wurde das Ganztagsangebot seit 2012 u. a. durch die Einrichtung von gemischten Gruppen mehr als verdoppelt (+ 366 Plätze), dem anhaltenden Bedarf kann allerdings durch die Umwandlung immer weniger nachgefragter Halbtagsplätze nur bedingt entsprochen werden, da die Fachkräfte nicht mehr im erforderlichen Maß zur Verfügung stehen. Wie bereits erwähnt, hat der Fachkräftemangel dazu geführt, dass erstmals auch ein Träger in Laatzen eine Gruppe schließen musste. Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) kommt in seiner aktuellen Vorausberechnung zu dem Ergebnis, dass in den westdeutschen Bundesländern bis 2025 rund 200.000 Fachkräfte allein im Bereich U6 benötigt werden. Trotz erweiterter Ausbildungsplatzkapazitäten werden bis 2026 weniger Absolventen bereitstehen als benötigt.

 

Im Bereich der Sprachförderung zeigt sich, dass der Bedarf seit 2013 stetig gestiegen ist. Im laufenden Betreuungsjahr sind es 512 Kinder, das entspricht einer Quote von 37,8 % (Vorjahre 2019 = 480; 2018 = 520; 2017 = 401… 2013 = 282). Besonders groß ist der Bedarf in den Halbtagsgruppen und den Einrichtungen mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Kindern, die zusätzliche therapeutische Angebote wie Logopädie, Ergotherapie oder Frühförderung, die außerhalb der Einrichtungen stattfinden, benötigen. Im laufenden Betreuungsjahr sind dies 278 Kinder (= 21,7 %).

 

In den Einrichtungen im Stadtgebiet haben nach den Angaben der Kindertagesstätten im laufenden Betreuungsjahr 54,4 % der Kinder einen Migrationshintergrund. (2018 = 51,3 %; 2017 = 51,2 %; 2016 = 55,0 %;… 2012 = 37,9 %).

 

In zehn Laatzener Kindertagesstätten liegt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund über 50 %.

 

Kindertagesstätte

Migrationsanteil

Im Langen Feld

99,4 %

Marktplatz

88,6 %

AWO Kita, Lange Weihe

79,3 %

Brucknerweg

78,6 %

Thomaskindergarten

73,8 %

Ahornstraße

70,0 %

 

Im Stadtgebiet können in sieben Integrationsgruppen (Thomaskindergarten 2 Gruppen, Kindertagesstätte der AWO in der Langen Weihe 2 Gruppen, Kath. Kindergarten St. Mathilde, Familienzentrum und Ev. Kindergarten St. Nicolai jeweils 1 Gruppe) bis zu 27 Kinder mit einer Behinderung betreut werden.

 

Derzeit sind alle Integrationsplätze belegt. Alle Kinder mit einem anerkannten Bedarf konnten aufgenommen werden.

 

Der Ländermonitor Frühkindliche Bildung der Bertelsmann-Stiftung listet u. a. die Betreuungsquoten, den Betreuungsschlüssel und den Anteil der Ganztagsbetreuung für alle Jugendamtsbezirke der Bundesrepublik auf, so dass in der nachfolgenden Tabelle die Daten für die Stadt Laatzen mit den Werten des Landes Niedersachsen und dem Bund verglichen werden können. Dabei ist anzumerken, dass der von der Bertelsmann‑Stiftung empfohlene Erzieher‑Kind‑Schlüssel von 1:7,5 sehr hohe Maßstäbe setzt.   

 

Stand 1.3.2019

Betreuungsquote

3-6jährige

Anteil Kinder mit Migrations-

hintergrund

Anteil

Ganztags-

betreuung

Erzieher-Kind-Schlüssel

Bund

92,7%

30,6%

51,9%

1:9,5

Niedersachsen

91,4%

26,1%

    38,1%

1:8,0

Region Hannover

91,7%

39,5%

46,2%

1:8,5

Stadt Laatzen

 89,8%*

   44,9%**

45,7%

1:7,4

 

*incl. der in auswärtigen Einrichtungen betreuten Laatzener Kinder

** Wert weicht von der eigenen Erhebung ab

 

Im Auftrag

 

 

 

Thomas Schrader