Betreff
Kinder- und Jugendhilfeplanung
- Fortschreibung des Kindergartenbedarfsplanes
für den Zeitraum 01.08.2019 bis 31.07.2022
Vorlage
2019/275
Aktenzeichen
5
Art
Mitteilung

Am 01.10.2019 besuchten 1316 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren die insgesamt 19 Kindertagesstätten im Stadtgebiet Laatzen. Den 1.574 Kindern der vier zu berücksichtigenden Jahrgänge stehen unter Einbeziehung der neuen Kita Pinienweg 1.452 Be­treu­ungsplätze zur Verfügung. Die Deckungsquote beträgt 92,2 %. Den 136 am 01.10. noch nicht belegten Plätzen stehen aber noch 279 Kinder gegenüber, die bis zum Ende des laufenden Betreuungsjahres noch das dritte Lebensjahr vollenden werden und auf den Anmeldelisten der freien Träger und der Stadt stehen. Darüber hinaus besuchen 69 Laatzener Kinder eine Betreuungseinrichtung außerhalb des Stadtgebietes oder eine sonderpädagogische Einrichtung. Unter Einbeziehung dieser Kinder ergibt sich eine Betreuungsquote von 96,6 %.

 

Gegenüber den im vergangenen Jahr für 2019/2020 bekannten Daten hat sich die Zahl der Kinder durch Zuwanderungsgewinne nochmals um 28 erhöht und einen neuen Höchststand erreicht. Im Zeitraum seit 2013 ist die Kinderzahl kontinuierlich um 214 bzw. + 15,7 % gestiegen.

 

Da derzeit mittelfristig nach Abschluss der aktuellen Projekte (z. B. im Bereich Lange Weihe und Erdbeerhof) keine größeren Neubaugebiete absehbar sind, zeichnet sich in einigen Stadtteilen eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung ab.

 

Unabhängig von Zuzügen aufgrund der Schaffung neuer Wohnungen geht das „Fachkräftebarometer Frühe Bildung“ (Hrsg.: Deutsches Jugendinstitut, München) auf der Basis der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes ab 2022 von einem leichten Rückgang der Kinderzahlen aus, allerdings wird auch die Befürchtung geäußert, dass das Statistische Bundesamt die Anzahl der Geburten möglicherweise unterschätzt. Darüber hinaus ist die weitere Entwicklung kaum einschätzbar. So ist z. B. unklar, in welche Richtung sich der jetzige Trend des Zuzugs junger Familien nach Laatzen und der Nachzug Familienangehöriger von Flüchtlingen entwickeln wird. Zum Ende des Betreuungsjahres 2018/2019 belief sich die Zahl der in den Kindergartengruppen betreuten Kinder mit Fluchterfahrung auf etwa 90 bis 100 (z. T. beruhen die übermittelten Daten einiger Einrichtungen auf Schätzungen) (Vorjahr rund 100; 2016/2017 ca. 55).

 

Eine Übersicht über die Situation im Gesamtstadtgebiet und in den einzelnen Stadtteilen, das derzeitige Platzangebot in den einzelnen Einrichtungen und die Belegung zum 01.10.2019 geben die beigefügten Tabellen. In den einzelnen Stadtteilen stellt sich die Situation wie folgt dar:

 

In Alt‑Laatzen ist das Ziel der Vollversorgung durch die Inbetriebnahme der Kita Rathausstraße erreicht. Auch die durch die Bautätigkeit zusätzlich zu erwartenden Kinder können alle in Alt‑Laatzen ein Platzangebot erhalten. Darüber hinaus stehen Plätze für Kinder aus anderen Stadtteilen zur Verfügung. Die Einrichtung ist verkehrsgünstig gelegen und damit insbesondere für Eltern interessant, die in Hannover arbeiten.

 

In Grasdorf besteht zwar vorübergehend ein rechnerisches Defizit, für die kommenden Jahre sind jedoch stagnierende bzw. leicht rückläufige Zahlen (auch unter Berücksichtigung der Bautätigkeit) ausgewiesen. In Hannover arbeitende Familien aus Grasdorf hätten die Möglichkeit auf Betreuungsplätze in Alt‑Laatzen auszuweichen.

 

Bestand in den letzten Jahren in Laatzen‑Mitte das größte Defizit, so konnte die Betreuungssituation durch die befristet genehmigten Übergangsgruppen an den Standorten Brucknerweg und Gutenbergstraße 15 sowie die Eröffnung der angemieteten Kita Ahornstraße im November 2018 verbessert werden. Da jedoch der Kindergarten Im Langen Feld aufgrund des Raumbedarfs der Grundschule schrittweise aufgegeben werden muss und die Kinderzahl (u. a. durch das Baugebiet an der Langen Weihe) mindestens bis 2021 weiter steigt, wird eine dauerhafte Sicherstellung erst mittelfristig durch die Inbetriebnahme der beiden Neubauten am Pinienweg und an der Würzburger Straße erreicht. Es zeichnet sich eine notwendige Verlängerung der Laufzeit mindestens einer der beiden Übergangsgruppen über den Zeitpunkt der Fertigstellung der Kita Würzburger Straße hinaus ab. 

 

Das in Gleidingen bestehende Defizit kann mittelfristig durch die neue Kindertagesstätte im Baugebiet „Am Erdbeerhof“ aufgefangen werden. Der Einzugsbereich der neuen Einrichtung wird insbesondere das neue Baugebiet entlang der B 6 und somit Teile der Ortschaften Gleidingen und Rethen umfassen. Dem und der aktuellen demografischen Entwicklung Rechnung tragend, werden die insgesamt 75 geplanten Kindergartenplätze in der Fortschreibung der Bedarfsplanung im Verhältnis 25 (Gleidingen) zu 50 (Rethen) berücksichtigt bzw. zugeordnet, da nach derzeitiger Datenlage den durch das Baugebiet in Gleidingen zusätzlich zu erwartenden Kindern deutlich rückläufige Zahlen im Bestand gegenüberstehen.

 

In Rethen besteht, bedingt durch den zu erwartenden weiteren Zuwachs aufgrund der Baugebiete entlang der B 6 (Am Erdbeerhof) und in der Sehlwiese, weiterhin ein Defizit. Aufgrund des übergreifenden Einzugsgebietes werden daher, wie oben beschrieben, der aktuellen demografischen Entwicklung Rechnung tragend, zwei Gruppen (50 Plätze) der neuen Kita im Baugebiet „Am Erdbeerhof“ in der Bedarfsplanung Rethen zugeordnet. Hierdurch wird sich die Versorgungssituation deutlich verbessern.

 

In Ingeln‑Oesselse kann der Bedarf nach derzeitigem Stand im Betrachtungszeitraum vollständig gedeckt werden.

 

Die Schaffung von Ganztagsplätzen ist neben der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch vor dem Hintergrund einer langfristigen Strategie zur Verringerung der Armutsgefährdung sozialpolitisch sinnvoll. Mittlerweile wächst fast jedes dritte Kind in Laatzen in einer Familie auf, die zur Sicherung des Lebensunterhaltes auf staatliche Transferleistungen angewiesen ist. Zahlreiche Studien belegen, dass eine nachhaltige Veränderung der aus der Armutsgefährdung für die in diesem benachteiligten Umfeld aufwachsenden Kinder nur durch eine intensive Bildungsarbeit ermöglicht werden kann. Eine längere tägliche Betreuungszeit bietet mehr Raum für die pädagogische Betreuungs- und Bildungsarbeit und ist aus o. g. Gründen auch für Kinder aus benachteiligten Familien und für Kinder mit Förderbedarf wünschenswert.

 

Zwar wurde das Ganztagsangebot seit 2012 u. a. durch die Einrichtung von gemischten Gruppen um 70 % (= 232 Plätze) erhöht, dem anhaltenden Bedarf kann allerdings durch die Umwandlung immer weniger nachgefragter Halbtagsplätze nur bedingt entsprochen werden, da die Fachkräfte nicht mehr im erforderlichen Maß zur Verfügung stehen. Der Fachkräftemangel hat dazu geführt, dass erstmals auch ein Träger in Laatzen eine Gruppe temporär geschlossen hat. Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) kommt im Rahmen einer Studie zu dem Ergebnis, dass bis zum Jahr 2025 für die Betreuung der Kinder von der Krippe bis zum Ende der Grundschulzeit bundesweit bis zu 600.000 zusätzliche Fachkräfte benötigt werden, davon allein für die Betreuung der Drei‑ bis Sechsjährigen etwa 270.000. So wird auch die von der Großen Koalition geplante Einführung eines Rechtsanspruches auf eine Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter zu einem weiteren Platzbedarf führen. Die Ausbildungsplatzkapazitäten müssten daher dringend erhöht werden. Nach derzeitigem Stand werden lt. DJI‑Studie 2025 über 300.000 Fachkräfte fehlen.

 

Im Bereich der Sprachförderung zeigt sich, dass der Bedarf in den letzten Jahren stetig gestiegen ist: im abgelaufenen Betreuungsjahr 2018/2019 waren es 480 Kinder, das entspricht einer Quote von 37,3 % (Vorjahre 2018 = 520; 2017 = 401; 2016 = 385, … 2013 = 282). Besonders hoch ist der Bedarf in den Halbtagsgruppen und den Einrichtungen mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Kindern, die zusätzliche therapeutische Angebote wie Logopädie, Ergotherapie oder Frühförderung, die außerhalb der Einrichtungen stattfinden, benötigen. Im abgelaufenen Betreuungsjahr waren dies 319 Kinder(= 24,8 %).

 

In den Einrichtungen im Stadtgebiet hatten nach den Angaben der Kindertagesstätten im abgelaufenen Betreuungsjahr 51,3 % der Kinder einen Migrationshintergrund. (2017 = 51,2 %; 2016 = 55,0 %;…; 2012 = 37,9 %).

 

In sieben Laatzener Kindertagesstätten (darunter alle Einrichtungen in LaatzenMitte) liegt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund über 50 %.

 

Kindertagesstätte

Migrationsanteil

Im Langen Feld

93,5 %

Marktplatz

92,5 %

AWO Kita, Lange Weihe

86,4 %

Brucknerweg

76,4 %

Thomaskindergarten

73,4 %

Die Insel

59,7 %

Wülferoder Straße

57,3 %

 

Im Stadtgebiet können in sieben Integrationsgruppen (Thomaskindergarten 2 Gruppen, Kindertagesstätte der AWO in der Langen Weihe 2 Gruppen, Kath. Kindergarten St. Mathilde, Familienzentrum und Ev. Kindergarten St. Nicolai jeweils 1 Gruppe) bis zu 27 Kinder mit einer Behinderung betreut werden.

 

Derzeit sind alle Integrationsplätze belegt. Alle Kinder mit einem anerkannten Bedarf konnten aufgenommen werden. In den geplanten Neubauten werden die Voraussetzungen zur Aufnahme von Kindern mit entsprechendem Förderbedarf vorgesehen.

 

Der Ländermonitor Frühkindliche Bildung der Bertelsmann‑Stiftung listet u. a. die Betreuungsquoten, den Betreuungsschlüssel und den Anteil der Ganztagsbetreuung für alle Jugendamtsbezirke der Bundesrepublik auf, so dass in der nachfolgenden Tabelle die Daten für die Stadt Laatzen mit den Werten des Landes Niedersachsen und dem Bund verglichen werden können. Dabei ist anzumerken, dass der von der Bertelsmann-Stiftung empfohlene Erzieher-Kind-Schlüssel von 1 : 7,5 sehr hohe Maßstäbe setzt.   

 

 

Betreuungsquote

3-6jährige

Anteil Kinder mit Migrations-

hintergrund

Anteil

Ganztags-

betreuung

Erzieher-Kind-Schlüssel

Bund

93,4%

30,6%

45,5%

1:9,5

Niedersachsen

92,7%

26,1%

    34,6%

1:8,0

Region Hannover

93,1%

39,5%

61,5%

1:8,5

Stadt Laatzen

 96,6%*

51,3%

45,0%

1:7,2

*incl. der in auswärtigen Einrichtungen betreuten Laatzener Kinder

 

 

Im Auftrag

 

 

 

Thomas Schrader