Betreff
Situation des Quellwassers
Vorlage
2017/099
Art
Mitteilung

 

Das Quellwasser ist ein Gewässer III. Ordnung, das vom ursprünglichen Quellbereich zunächst auf einer röhricht- und seggenreichen Nasswiese (Bruchwiese) und dann über die westlich gelegene Bernwiese bis zur Einmündung in die Leine verläuft.

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Seit 1988 bestehen Bemühungen, dieses Gewässer sowie die umgebenden Feuchtbiotope aufzuwerten. Zum damaligen Zeitpunkt war der Bachlauf entlang der Bruchwiese zum Teil verrohrt und trat dann wieder als offenes Gerinne auf der Bernwiese aus. Dieses Grabenteilstück war naturfern ausgebaut und führte Niederschlagswasser in Betonsohlschalen bis zur Einmündung in die Leine ab.

 

Anlässlich des Neubaus des aquaLaatziums wurde die wasserrechtliche Genehmigung zur Entnahme von Grundwasser für die Wasserversorgung des Schwimmbades mittels eines Filterbrunnens auf dem Gelände erneuert.

Zu diesem Zeitpunkt war der Quellbereich des Quellwassers nach Bautätigkeiten in seiner Umgebung weitgehend trockengefallen. Zur Vermeidung einer Austrocknung des gesamten Bereiches und insbesondere des geschützten Biotops der Teufelskuhle durch die zukünftige Grundwasserentnahme wurde 1999 eine Genehmigung zur Ableitung von nicht schädlich verunreinigtem Oberflächenwasser von den Schräg- und Flachdachflächen und fäkalfreiem Spülwasser aus der Filterrückspülung in die Teufelskuhle herbeigeführt. Diese Wassereinleitung erfolgt durch eine Abflussleitung vom Schönungsteich auf dem Gelände des aquaLaatziums sowie ein Böschungsauslaufwerk in die Teufelskuhle.

 

Im Jahr 2001 wurde mit dem Umbau und der Renaturierung des Quellwassers begonnen. Ziel dieser Maßnahme war, dass Niederschlagswasser aus dessen Einzugsbereich nicht mehr unnötig in den Vorfluter Leine abgeleitet wird, sondern im ausreichenden Maße für eine ökologische Aufwertung des Quellwassers durch Schaffung von wechselfeuchten Bereichen im bisher nicht genutzten Retentionsraum auf der Bernwiese zur Verfügung bleibt. Hierfür wurde im östlichen Bereich der Bernwiese ein etwa 60 m x 40 m großes Becken mit einem naturnahen, geschwungenen Grundriss geschaffen, welches zur gleichmäßigen Beschickung des Retentionsraums zwei Zuläufe aus dem Quellwassergraben sowie einen aus der Teufelskuhle erhielt.

 

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Zur Vermeidung der Verschlammung wurde ein Gefälle zum weiteren Lauf des Quellwassers geschaffen. Der untere Bachlauf des Quellwassers blieb in seiner vorhandenen Art bestehen. Um den Durchlass in die Leine vor Verschlammung zu schützen und damit seine Funktionalität aufrechtzuerhalten, wurde ein Sandfang in Holzbauweise erstellt. Dieses Bauwerk blieb weiter bestehen, damit die Verbindung in die Leine als Notüberlauf gesichert und erhalten bleiben konnte.

Neben der Nutzung des Retentionsraums der Bernwiese wurde durch diese Maßnahme auch die maschinelle Unterhaltung des Quellwassers in Form der bis dahin alljährlichen Grundräumung des Einmündungsbereiches in die Leine sowie des mit erheblichen Beein-trächtigungen verbundenen Freilegens der Sohlschalen mit Beseitigung von Abflusshindernissen überflüssig. Zuletzt wurde Anfang 2001 eine Sohlenfreiräumung beauftragt, die nach wenigen Metern Handschachtung durch die Firma Gerecke aufgegeben werden musste, da sie wirtschaftlich nicht zu vertreten war. Auch eine versuchte Entfernung der Sohlschalen verlief erfolglos. Um wenigstens den freigelegten Gewässerabschnitt vor erneuter Verschlammung zu schützen ist eine Stauschwelle in Form einer Stützwand errichtet worden.

Mittlerweile liegen die Sohlschalen zentimetertief unter Boden und Vegetation, sodass deren Entfernung auch zukünftig nicht möglich und auch nicht mehr erforderlich ist.

 

In 2003 wurde der Umbau und die Renaturierung des Quellwassers fortgeführt. Im oberen Lauf des Gewässers wurde der Abschnitt des verrohrten Bereiches aufgegeben und das Quellwasser konnte durch Aushebung eines neuen, auf der Bruchwiese mäandrierenden Grabenprofils einen naturnahen Gewässerlauf erhalten.

 

 

 

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Zusätzlich konnte im Oktober 2003 im Rahmen einer Kompensationsmaßnahme für den Vorhaben- und Erschließungsplan Nr. 4 "Nahversorgungszentrum Alt-Laatzen" eine Initialaussaat auf der neu modellierten Fläche im Bereich der Bernwiese realisiert werden. Ziel dieser Maßnahme war die Entwicklung einer Pioniervegetation wechselnasser, nährstoffreicher Standorte.

 

In 2010 wurde im Rahmen der Erweiterung des aquaLaatziums die wasserrechtliche Erlaubnis für eine erhöhte Grundwasserentnahme über zwei Vertikalfilterbrunnen erteilt. Zur Vermeidung nachteiliger Beeinträchtigungen des geschützten Biotops Teufelskuhle wurde in diesem Zusammenhang ebenfalls eine erhöhte Menge der Ableitung von nicht schädlich verunreinigtem Oberflächenwasser von den Dachflächen des Schwimmbades und von gefiltertem, fäkalfreiem Spülwasser in die Teufelskuhle festgesetzt.

 

Seit der Übertragung von Aufgaben der Unteren Naturschutzbehörde an die Stadt Laatzen wurde das geschützte Biotop Teufelskuhle in den Jahren 2004, 2007, 2010 und zuletzt 2015 überprüft. Die jeweiligen Geländebegehungen haben ergeben, dass sich das Biotop in einem sehr guten Pflege- und Entwicklungszustand befindet. Die Wasserführung des Gewässers war zu jedem Zeitpunkt gut und auch die Verlandungsvegetation zeigte sich gut und artenreich entwickelt. Aufgrund des veränderten Wasserrechts des aquaLaatziums wurden in 2010 zwei Überprüfungen des Biotops im Frühjahr und im Hochsommer vorgenommen. Hierbei konnten keine negativen Beeinträchtigungen durch die erhöhte Grundwasserentnahme festgestellt werden. Im Gegenteil konnten neben der guten Wasserführung des Gewässers in diesem Jahr auch erstmalig seit der Ersterfassung bzw. der letzten Überprüfung weitere, biotopspezifische Arten festgestellt werden, darunter auch die in Niedersachsen gefährdeten Arten Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) und Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Diese konnten auch bei der letzten Geländebegehung in 2015 erneut beobachtet werden.

 

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Der Pflege- und Entwicklungszustand dieses geschützten Biotops wird auch zukünftig regelmäßig überprüft werden. Da aber die festgesetzte Wasserableitung vom aquaLaatzium in das Biotop auch nach der zuletzt im Herbst 2016 durchgeführten Überprüfung unverändert gut funktioniert, stehen auch weiterhin keine negativen Beeinträchtigungen des Biotops aufgrund des Wasserkonzepts des Schwimmbades zu erwarten.

 

Auch das geschützte Biotop Quellwasser/Bruchwiese im Bereich des Oberlaufes des Gewässers befindet sich nach der Veränderung des Wasserrechts des aquaLaatziums hinsichtlich seines Wasserhaushalts in einem guten Pflege- und Entwicklungszustand. Die biotopspezifischen Nasswiesenarten konnten bei den Geländebegehungen in 2010 und 2013 in größerer Deckung in der Fläche festgestellt werden, darunter z.B. auch Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Sumpf-Labkraut (Galium palustre), Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) und Sumpf-Hornklee (Lotus pedunculatus).

 

 

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Auch bei der letzten Begehung in 2015 konnten diese und andere wertgebende Seggen-, Sumpf- und Röhrichtarten vielfach festgestellt werden. Die für dieses Biotop bestehenden Beeinträchtigungen in Form einer zunehmenden Dominanz des Wiesenfuchsschwanzes (Alopecurus pratensis) sind nicht in einem ungenügenden Wasserhaushalt, sondern vielmehr in aufgetretenen Schwierigkeiten hinsichtlich der erforderlichen Mahd der Fläche unter Abtransport des Mahdguts begründet. Nachdem bereits in 2016 eine umfangreiche Pflegemaßnahme auf dieser Fläche stattgefunden hat, wird dieser Problematik auch zukünftig in besonderem Maße begegnet werden.

 

 

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Seit dem Abschluss der Umbau- und Renaturierungsmaßnahmen des Quellwassers befindet sich auch die Bernwiese in einem guten Zustand. Bereits Ende 2012 hat der von der Stadt Laatzen beauftragte Diplom-Biologe festgestellt, dass es sich hier um ein gutes Grünland mit einer hohen Wertstufe handelt, sodass insofern eine weitere Aufwertung dieser Fläche, wenn überhaupt, dann nur noch in äußerst geringem Maße und nur mit sehr großem Aufwand (z.B. Vernässung der Fläche) möglich wäre.

 

Dieser Beurteilung hat sich im Sommer 2016 das Büro BPR angeschlossen, das im Rahmen der Realisierung des Vorhabens- und Entwicklungsplans Nr. 9 "Alter Markt" vom Bauträger meravis mit der Planung der erforderlichen Kompensationsmaßnahmen beauftragt worden ist.

Bezogen auf Biotopwertstufen hätte auf der Bernwiese aufgrund ihrer bereits bestehenden, hohen Wertigkeit keine weitere Kompensation erfolgen können. Mit der Realisierung des VEP Nr. 9 "Alter Markt" werden allerdings nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützte Biotopflächen in Anspruch genommen und durch Auffüllung zerstört. Hierfür konnte eine Ausnahme nur zugelassen werden, da diese Beeinträchtigung durch die vom Büro BPR ausgearbeitete Planung auf der Bernwiese vollständig ausgeglichen werden kann. Diese Kompensation ist möglich, da die Fläche bislang zwar hochwertig war, aber noch nicht den Status eines § 30-Biotops aufwies. Dieser kann nunmehr durch die Initialisierung von Röhrichtbereichen durch Umpflanzung und Anpflanzung sowie durch Ansaat mit regionalem Saatgut und anschließender Pflege entwickelt werden. Die im Bereich "Alter Markt" in Anspruch genommenen Biotoptypen der Sümpfe und Niedermoore als auch des mesophilen Grünlands können somit in gleichartiger Weise und Flächenausdehnung wiederhergestellt werden.

 

Darüber hinaus geht aufgrund seiner Lage im Überschwemmungsgebiet im Bereich des Baugebiets "Alter Markt" auch Retentionsvolumen verloren. Dieser Verlust wird durch unterschiedlich tiefe Abgrabungen ebenfalls auf der Bernwiese vollständig kompensiert. Der Verlauf des Quellwassergrabens bleibt von dieser Planung unberührt.

 

 

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Mit der Durchführung dieser beiden Kompensationsmaßnahmen wird das bislang noch vorhandene Aufwertungspotential der Bernwiese vollständig ausgeschöpft.

Der Beginn der Maßnahmen ist für Herbst 2017 geplant.

 

 

Fazit:

 

Durch die Bautätigkeiten der letzten Jahrzehnte in der Umgebung des Quellwassers, den Betrieb des Stadtbades sowie die Neuerrichtung und den Betrieb des aquaLaatziums war das Gebiet nicht unerheblichen Veränderungen ausgesetzt. Mit den beschriebenen Maßnahmen zur Umgestaltung und Sanierung des Quellwassers sowie der Umsetzung des neuen Wasserkonzepts der Einleitung der nicht verunreinigten Abwässer des aquaLaatziums in die Teufelskuhle ist es jedoch gelungen, die umliegenden Feuchtbiotope in ihrem geschützten Status sowie einem guten Pflege- und Entwicklungszustand zu erhalten. Nach Zielerreichung der umzusetzenden Kompensationsmaßnahme auf der Bernwiese wird auch diese den Status eines geschützten Biotops erreicht haben.